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Marken und Meme

Virale Markenbildung. 
Wie Marken Memes erfolgreich nutzen.

Marken, memes und der zeitgeist

Meme sind zeitgeistgetriebene und verdichtete Informationseinheiten, die um Aufmerksamkeit und Gehirnzeit buhlen und letzten Endes von einem Gehirn zu einem Nächsten übertragen werden müssen. Als Kultur-Anleitungen vereinfachen sie komplexe Zusammenhänge, leiten unsere Aufmerksamkeit und weisen sie uns damit an, mit welcher Bedeutung wir etwas belegen sollen. 

Der Autor zeigt in einem großen Bogen, dass sich Marken aus Memen zusammensetzen und jede Marke bestrebt ist, unsere Aufmerksamkeit zu binden und möglichst viel Zeit in unseren Gehirnen zu belegen. Über ihre einzigartige Ikonographie und Codierung, vermitteln sie uns Ideen, Vorstellungen, Verhaltensweisen oder Glaubenssysteme, über die wir uns austauschen (müssen) und die sich damit leicht von einem Gehirn zum Nächsten übertragen lassen. Wir haben über Meme implizit – und ohne einen Moment darüber nachdenken zu müssen – erlernt, was eine Marke für uns bedeutet, wofür sie steht, was sie für uns leisten kann und wie sie unser Leben verändert.

Virale Markenbildung

Wie Marken Memes erfolgreich nutzen

Manche Ideen und Marken verbreiten sich in kürzester Zeit viral, andere aber wiederum nicht. Dieses Buch erklärt, was Memes sind und wie sie entstehen und wie Marken erfolgreich Memes für sich einsetzen können.

Wie virale Phänomene entstehen und sich verbreiten

Manche Ideen oder Marken breiten sich in kürzester Zeit auf dem gesamten Globus aus. Thomas Zerlauth erklärt, was den Wettstreit der fittesten Gedanken bedingt und weswegen manche Informationen viral gehen und sich leichter replizieren als andere. Dabei nimmt er die Sichtweise der Informationen ein, die um ihre eigene Weitergabe kämpfen. Sein Buch beschreibt die evolutiven Erfolgsprinzipien der Langlebigkeit, Fruchtbarkeit und Wiedergabegenauigkeit und zeigt, wie sie Menschen zu einer Resonanz und Teilhabe verführen.

Anhand von  Praxisbeispielen aus Branding, Marketing und Politik wird verdeutlicht, wie Marken erfolgreiche Memes für sich nutzen, um sich selbst in den Köpfen der Menschen platzieren zu können.

1. Auflage Juni 2023
ISBN 978-3-648-16938-4
Verlag Haufe
Lektor: Peter Böke

Virale Markenbildung. Wie Marken Memes erfolgreich nutzen. Autor: Thomas Zerlauth

MEME SIND DIE ELEMENTARSTEN “Bedeutungs-BAUSTEINE” VON MARKEN

Was sind Meme?

Bitte lösen Sie sich von dem Gedanken, dass ein Meme nichts anderes wäre als ein lustiger oder satirischer Spruch, der auf ein aufmerksamkeitserregendes oder der Allgemeinheit bekanntes Bildchen montiert wurde. Solange Sie sich geistig an diese sehr eingeschränkte Vorstellung halten, entgeht Ihnen die narrative und psychische Energie, die in Memen steckt. 

Meme sind – jedenfalls wenn sie erfolgreich sind – komprimierte und auf den Punkt gebrachte Geschichten, die sich in Ihr Gehirn einbrennen und es „zwingen“, sich damit zu beschäftigen und es in der einen oder anderen Form weiterzugeben. Dadurch gehen Informationen, Ideen und Vorstellungen – vergleichbar mit biologischen oder Computer-Viren – im wahrsten Sinne des Wortes viral und werden in die kollektiven Bewusstseinsfelder von Familien, Gruppen, Ländern, Nationen oder der gesamten Menschheit eingespeist. Das kollektive Bewusstsein definiert, worauf eine Gesellschaft ihre Aufmerksamkeit richtet, was ihr wichtig ist, welche Bedeutung sie welchen Dingen gibt und in welche Zukunftsversion sie sich bewegt.

Meme sind nicht nur einfache Bilder, die der allgemeinen Belustigung dienen, eine persönliche Befindlichkeit oder aktuelle Lebenssituation beschreiben. In ihnen drückt sich vielmehr die Vorstellungen über die Welt, in der wir leben, auf sehr vielfältige, komplexe und kreative Weise aus. Die äußere Welt, wie sie sich subjektiv darstellt und die innere Welt, die als unsere gefühlsmäßige oder philosophische Reaktion darauf verstanden werden kann.

Meme sind eine eigene „Sprache“ und überaus faszinierende Sinn-, Kultur- und Bedeutungsvermittler – zeitgeistgetriebene Werkzeuge, um den Geist anzuleiten und in die Matrix des kollektiven Traumes einzuweben oder aus diesen Verstrickungen zu lösen und in eine lebendigere Zukunftsvorstellung zu führen. Damit sind Meme aktuell noch viel zu wenig entschlüsselte, jedoch zentrale Wirkkräfte jeder Markenbildung, deren Aufgabe im Wesentlichen darin besteht, eine Marke mit sinnstiftenden und implizit wirkenden Bedeutungsebenen zu umhüllen. Ein großer Teil dieser Codes und Sinnvermittlungsmechanismen zielt auf das Unterbewusstsein der Menschen ab. Sie vermitteln dem Konsumenten Orientierung und ein intuitives Gefühl. Marken sind weder Heilsbringer noch haben sie zwangsläufig eine Moral – dennoch berühren sie uns im tiefsten Inneren und schaffen einen magischen Raum der Teilhabe, Resonanz und Transformation. Meme spielen dabei eine zentrale Rolle, weil sie wichtige und elegante Instrumente darstellen, um sich in den Köpfen von Menschen langfristig einzunisten und von dort ausbreiten zu können. Dieses Buch dreht sich um den Wettkampf der fittesten Ideen und übt sich darin, die Welt aus der Sicht der Meme zu sehen und die Frage zu stellen, welche Faktoren ihr Überleben sichern und sie damit erfolgreich machen.

© Thomas Zerlauth (Einführung aus dem Buch: Virale Markenbildung)

MEME SIND INSTRUMENTE DER KULTURVERMITTLUNG

In der Markenentwicklung findet dieses erweiterte Verstehen, wie der menschliche Geist funktioniert, immer noch viel zu wenig Beachtung. Wir müssen allerdings zu verstehen versuchen, wieso es manchen Gedanken gelingt, uns derart zu fesseln, dass wir ihnen richtiggehend erliegen.

Meme sind der Stoff, aus dem unsere Kultur gewoben wird

Gedanken folgen – und das gilt es festzuhalten – keinen kontrollierbaren und bewusst herbeigeführten Entscheidungen, sondern sie überkommen uns. Memes sind Ideen, Vorstellungen und unbewusste Absprachen des Geistes. Informationen, die uns eingetrichtert werden, die wir zumeist unbewusst übernehmen und ebenso unbewusst weitertragen. Man könnte sie auch als Geistesviren bezeichnen, die unsere Gedankenwelt in Bewegung und uns in einem Großen Traum gefangen halten, den wir als kollektives Bewusstsein, Ideosphäre oder Kultur bezeichnen.

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