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Virale Markenbildung 

Wie Marken Meme erfolgreich nutzen 

Intro

Dieses Buch ist nicht nur für Markenspezialisten und Werbefachleute geschrieben, sondern für Menschen, die sich in einem viel größeren Sinnzusammenhang für das Thema Marke interessieren und verstehen wollen, welche Rolle Marken bei der Gestaltung von Kultur und der Anleitung unseres Geistes spielen. Insbesondere ist jedoch es für Unternehmer, in deren verantwortungsvollen Händen ich das Thema Marke ganz grundsätzlich sehe, weil Marken einen gewissenhaften und verständnisvollen Regisseur erfordern, der sie im Innersten versteht und ausrichtet.

„Virale Markenbildung“ stellt keine plumpe Anleitung dar, was man tun oder sagen muss, um eine Marke „viral gehen zu lassen“. Vielmehr geht es um ein grundlegenderes Verständnis, welche Instrumente dafür prinzipiell notwendig sind, wie wir uns geistige Inhalte, Ideen oder Informationen überhaupt vorstellen müssen und was in Menschen vor sich geht, die von diesen Informationen in eine Bewegung versetzt und letztlich „instrumentalisiert“ werden.

„Virale Markenbildung“ möchte Sie zu einem Perspektivenwechsel einladen und zeigen, wieso wir nicht so einfach mit dem Denken aufhören können, weswegen unser Gehirn die ideale Kopiervorrichtung für Meme darstellt, was Meme überhaupt sind, was ihre Verbreitung erleichtert und wo die Unterschiede zwischen Erfolgreichen und zur Vergessenheit Bestimmten liegen.
Alles Menschgemachte, was uns umgibt (Religionen, Nationen, Fußballklubs, Tiefkühlpizza, Bücher oder Elektro-Fahrräder) hat sich nicht zufällig, genetisch oder auf biologischem Wege verbreitet, sondern weil sich entsprechende Meme und Mem-Komplexe in den Köpfen der Menschen etablieren ließen. Unsere gesamte Kultur, alles, was uns wichtig und heilig ist, ist das sichtbare Zwischenergebnis dieser memetischen Evolution.
Millionen von Gedanken, Ideen, Vorstellungen und Informationen wetteifern um unsere heiligsten Güter: Aufmerksamkeit und Gehirnzeit. Einige davon sind überaus erfolgreich, sie nehmen uns in Beschlag und schaffen es dauerhaft in unseren Geist. Und wenn sie das tun, beauftragen sie uns auf eine geheimnisvolle Weise, diese Informationen zu beheimaten und irgendwann weiterzugeben. So wie ein Virus des Geistes, der für seine Verbreitung zu sorgen hat, weil er nur dadurch überleben kann.

Es geht um ein umfassenderes Bild, wie unsere kulturellen Vorstellungen und Träume überhaupt gebildet werden, welche Rolle Marken und ihre Meme bei der Schaffung von diesem Kulturgewebe spielen und was notwendig ist, um von einem Gehirn auf ein nächstes „überspielt oder kopiert“ zu werden. Im Wissen, dass Millionen von Ideen, Produkten und Angeboten mit immer perfideren Mitteln darum kämpfen, aufgenommen, gespeichert und weitergetragen zu werden.

Das Buch zeigt auf, wie unsere Gehirne im Laufe des Lebens mit einer Software und Kulturfassung beschrieben werden, die unsere Vorstellungen vom Leben bestimmen. Einem Traum, der kollektiv geträumt wird und in den Marken einzudringen versuchen, indem sie Teilbereiche mit ihren Memen, also expliziten und impliziten Denkanleitungen, Claims und Codes dauerhaft zu besetzen streben.
Meme kolonialisieren die sichtbare und unsichtbare Welt und nutzen dafür unsere Gehirne. Sie sind die Bausteine der uns umgebenden Welt. Marken muss man als Zusammenschlüsse von Memen betrachten, also Kompositionen von Bedeutungsebenen, Markenkernen, Verhaltensweisen, Mythen, Farben, Vorstellungen und geistigen Anleitungen, die letztlich kein anderes Ziel verfolgen, als unsere Gehirne zu okkupieren und dadurch einen Teil des Weltgeschehens mitzubestimmen. Marken kämpfen dabei nicht nur gegen ihre unmittelbaren Mitbeweber, sondern prinzipiell gegen jede andere Information und letztlich immer auch gegen das Vergessen werden.

Meme wollen überleben, sprich möglichst langfristig gespeichert und erinnert werden. Die zentralen Fragen sind demnach, was ihnen diese Aufmerksamkeit ermöglicht, was ihre Fitness im evolutiven Wettkampf erhöht, welche Installationsprinzipien ihnen die besten Startplätze in der Schlacht um Aufmerksamkeit und Gehirnzeit gewähren.

Es geht um nichts Geringeres als den geheimen Schlüssel, um gehört, gesehen, verstanden, erinnert und in die Welt getragen zu werden. Viel zu viele Marken sind bei genauer Betrachtung gar keine. Sie stehen für keinen Wert und missverstehen kurzfristige Aufmerksamkeit mit einem Eintrag in das kollektive Kulturgewebe. Dorthin gelangt eine richtige Marke nur, wenn man an sie glaubt und ihr einen freiwilligen Zutritt in das eigene Leben gewährt. Dies geschieht durch Anverwandlung und Teilhabe, nicht durch Werbung oder einen Vorschlaghammer. 

Meme müssen, wenn man sie bewusst für die Markenentwicklung einzusetzen gedenkt, aus ihrer eigenen Tiefensicht heraus verstanden und in einem zweiten Schritt aus der größtmöglichen Distanz betrachtet werden. In diesem Frequenzband bewegt sich auch dieses Buch.

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